Auslegung zur Monatslosung für Juli 2025 von Fritz Kreutzke:
Die Brüder in Herrnhut haben für den Juli den Vers 6 aus dem 4.
Kapitel des Philipperbriefes ausgelost.
Sorgt euch um nichts, sondern bringt in jeder Lage betend und
flehend eure Bitten mit Dank vor Gott.
Nun, ihr Lieben, entspricht das unserem Lebensstil? Sind wir nicht
Menschen, die sich von morgens bis abends Gedanken über irgend welche
Dinge machen? Sagt bitte mal ganz ehrlich! Bringen wir alle uns
bewegende Gedanken um Lösungen der kleinen oder großen Anliegen, vor
den Herrn?
Ganz konkret. Als ich den Vers der Losung las, habe ich den Herrn gefragt:
Lieber Heiland, welche Worte gibst du mir, um mir und den Geschwistern,
den Text zu erläutern? Mein Blick fällt auf den Vers 13 des Kapitels 2.
Denn Gott ist`s, der in euch wirkt beides, das Wollen und das
Vollbringen.
Zu unserem Losungswort.
Ein klein wenig Vorgeschichte sei mir erlaubt.
In Cäsarea beruft sich Paulus, der Schreiber unseres Briefes, auf den
Kaiser in Rom. Er erreicht Puteoli, den damaligen Hafen mit Zugang, zu
Fuß, nach Rom.(Später wurde der näher an Rom liegende Ort Ostia zum
Hafen ausgebaut) Er wird gefangengenommen und kann sich, unter
Bewachung, frei bewegen. Nach einiger Zeit, wird er in die Kaserne der
Garde des Kaisers gebracht. Er wartet auf sein Urteil. Die Angestellten
dort, auch selbst die Soldaten, haben ihn kennengelernt und sagen, er ist
unschuldig, er lebe nur seinem Glauben. Auch Paulus erwartet einen
Freispruch, legt aber die Entscheidung ganz bewusst in Gottes Hände. Ich
nehme es vorweg: Er wird freigesprochen. Bei späterer Verhaftung aber
nicht.
Da sitzt er nun in der Zelle. Eine Ausstattung wie heute. gibt es ganz
bestimmt nicht. Er ist mit seinen Gedanken alleine. Alleine? Gewiss nicht.
Er weiß sich in allen seinen Lebensmomenten mit dem Herrn verbunden.
Ich denke, das schließt nicht aus, dass er über seinen Lebenslauf
nachdenkt. Ein Elternhaus im damaligen Gottesverständnis begründet, eine
Ausbildung zu Füßen Gamaliels. Also fundiertes Wissen des jüdischen
Verhältnisses zu Gott. Das Alte Testament als Grundlage seines Lebens.
Das begründet sein Vorgehen gegen die Christen. Wie können denn
Nichtjuden überhaupt vom Messias reden. Sie haben doch keinen Zugang
zu Gott. Der ist doch nur dem Volk Gottes vorbehalten. Das Reden der
Christen widerspricht seinem Verständnis als gelehrter „Vollblutpharisäer“.
War er doch ein Sohn eines Pharisäers. Für ihn galt das Alte Testament in
der Auslegung seines Standes. So geprägt, so zur unbedingten Beachtung
der Gesetze erzogen, lebte er. Wenn wir über diese, seine damalige
Lebensgrundlage, nachdenken, können wir seine Freude bei der Steinigung
des Stephanus verstehen (menschlich gesehen natürlich nicht). Für ihn,
Saulus, war der Stephanus ein Gotteslästerer und den galt es zu töten. So
einen Mann hatten sich die Oberen des Volkes gewünscht, um die
Anhänger der „Frohen Botschaft“, diese Volks-durcheinander-bringer, zu
beseitigen.
Gott aber hatte einen ganz anderen Plan für diesen sehr gut ausgebildeten
und im Wort fundierten jungen Saulus. Gott/Jesus riss ihn nicht nur von
seinem „hohen Ross“, er riss ihn auch von seinem Wüten gegen die
Christen und machte ihn zum Paulus. Er durfte den, den er verfolgte,
persönlich erleben, da vor Damaskus. Jesus gab ihm ein neues Herz,
verbunden mit einer Liebe, die er bisher nicht kannte. Er durfte die Gnade
und Barmherzigkeit Gottes erkennen und das diese Gnade auch ihm, ganz
persönlich, galt.
Waren das seine Gedanken dort im Gefängnis?
War das der gewisse Halt, erlebte Geborgenheit in den Händen des Herrn?
War es das Wissen um die Vergebung dessen, was er in seinem früheren
Leben gedacht und getan hatte?
Wie hatte er das doch einmal in Worte zusammengefasst: (Phil 3, 7+8)
Aber was mir Gewinn war, das habe ich um Christi willen für Schaden
erachtet. Ja, ich erachte es noch alles für Schaden gegenüber der
überschwenglichen Erkenntnis Christi Jesu, meines Herrn. (Luther
1995)
Lass mich fragen: Wie ist dein Leben verlaufen?
Bist du ein Eigentum des Herrn?
Beschwert dich deine Vergangenheit? Drücken dich deine Sünden?
Jesus hat für die Sünde aller Menschen am Kreuz gelitten und uns mit Gott
versöhnt. Das gilt also auch für dich. Du musst nur die, zu dir,
ausgestreckte Hand des Herrn Jesus ergreifen und glauben, dass die
Gnade, die dir zugesagt wird, Wirklichkeit ist. Ich sage dir, du wirst es
spüren.
Paulus hat das erlebt und ist ein Zeuge (Apostel) geworden, dem nichts
wichtiger ist, als diese „frohe Botschaft“ weiterzugeben.
Die Inhaftierung ist für ihn kein Anlass zum Pausieren.
Sorgt euch um nichts!
So schreibt der Inhaftierte, der noch nicht einmal weiß, ob er mit dem
Leben davonkommt. Das ist ein Aufruf. Das ist Vertrauen. Das zeigt die
enge Bindung an den, der alles geschaffen hat, an Jesus Christus. Was
weiß der gläubige Christ? Ich kann niemals tiefer fallen, als in Gottes/Jesu
Hände.
Der Artist im Zirkus weiß sich bei seinen schwierigen Darbietungen unter
der Zeltkuppel, durch das unter ihm gespannte Netz gesichert. Er weiß, das
wird auch nicht reißen, wenn er hineinfällt. Das Netz ist stabil von
Fachleuten hergestellt. Es ist seine „Lebensversicherung“ und bringt Hilfe
in der Not.
Paulus weiß genau wovon er spricht. Er hat die Bewahrung durch den
Heiland in seinem Apostelleben vielfach spüren dürfen. So schreibt er den
Philippern auch diesen Rettungsruf zu. Aber wie soll der Herr denn helfen,
wenn wir ihm unser Anliegen nicht mitteilen. Darum schreibt er weiter:
…sondern bringt in jeder Lage betend und flehend eure Bitten mit Dank
vor Gott.
Welch ein Zuspruch. Das heißt doch: Ob uns etwas sehr beschwert, oder
eigentlich einfache Dinge sind, wir dürfen Gott ansprechen, dürfen es ihm
sagen. Da kommt auch zum Ausdruck, dass er unser Vater ist. Jederzeit
ansprechbar. Mir kommt in diesem Zusammenhang der Psalm 50 in den
Sinn. Im 15. Vers wird uns gesagt:
Rufe mich an in der(deiner) Not, so will ich dich erretten und du sollst
mich preisen.
Habe ich gerade vorher geschrieben zu jeder Zeit? Ja, Gott hat kein
Telefon, darum gibt es auch kein Besetzt-Zeichen. Der dich liebende Vater
ist immer für dich da.
Paulus schreibt an die Gemeinde, seine Lieblingsgemeinde: Ihr erreicht
Gott auf eine ganz besondere Weise. Die ist uns auch gar nicht fremd. Wir
sollen ihm unser Anliegen im Gebet übermitteln. Na, sagt die Gemeinde,
das ist uns doch klar. Doch hier fügt Paulus noch zwei bedeutungsvolle
Worte hinzu.
Flehend und dankend.
Es geht also nicht wie eventuell vom Bittsteller gedacht: Herr, du weißt
doch um meine Angelegenheit, bitte erledige die Sache.
Flehend sagt uns etwas anderes.
Zum Einen ist es die Anerkennung Gottes, seiner Allmacht und Größe.
Zum Anderen die eigene Demut, die sich der Entscheidung und dem
Wirken Gottes unterstellt.
Dankend
Hat Paulus da irgendwie quer gedacht? Wir sind es doch gewohnt, dass wir
für etwas schon Erbrachtes danken. Warum fügt er denn hier in dem Wort
an die Gemeinde, ein danken-sollen in die Bitte mit ein?
Ich denke, er will seinen Geschwistern die Frage im Hintergrund der Bitte
„aus den Segeln nehmen“, die da lautet: Gott kannst du?
Ihr Lieben.
Der Monatsspruch ist ein, eigentlich schnell überlesener, Satz aus dem
Brief des Paulus an die Philipper. Besonders der Anfang über die
Behandlung unserer Sorgen und dann weiter, wie wir damit umgehen
können, auch, wie wir sie lösen können, ist ein Trostwort.
Nicht umsonst nennt man den Brief an die Philipper, eine Freudenepistel.
Ist es dir eine gesegnete Hilfe für dein Leben?
Sei gewiss:
Gottes Liebe zu uns, zu dir, ist unauflöslich. Er will auch dein Helfer sein.
Dass du Ihm vertraust und seine Liebe in Anspruch nimmst,
wünscht
Fritz Kreutzke (sen)